1850
Dieses Jahr fing mit der Witterung ziemlich strenge an. Es lag tiefer Schnee, und dabei war beständiges Frostwetter. Selbst in der Charwoche und auf Ostern am 31sten Maerz lag tiefer Schnee und war dabei sehr kalt. Das Frühjahr und der Sommer waren meist rauh und kalt, wenige Zeit ausgenommen.
Am 7ten April, der ein Montag war, ereignete sich hier ein trauriger Vorfall, der wieder neuen Belag dazu gibt, was beim Tanzen alles geschieht und ausgeübt wird. Der junge Ehemann Friedrich Schmidt wurde in dem Hause des Martin Schlüter, bei der Kirche, wo etwas zu tanzen war, mörderisch in die Brust gestochen, an dessen Folgen er am sechsten Tage unter großen Schmerzen starb. Gegen Spätherbst entstandenKriegsunruhen, in Foge dessen wurden anfangs November alle Soldatenpflichtige, nicht bloß die Reserve, sondern auch die Landwehr 1sten und 2ten Aufgebots eingefordert. Es hieß, es gehe nach Westen und gegen Österreich. Allenthalben in der ganzen Umgegend im ganzen Paderborner Lande fanden tägliche Durchmärsche undeinquartierungen statt. Nur unser Dorf wurde damit verschont. Dabei regnete es beständig. Gegen Ende December und Januar wurden dann nach und nach die Soldaten in ihre Heimat entlassen, ohne daß es zum Kriege gekommen wäre.
Die Fruchtpreise, besonders der Hafer, standen in Folge der Kriegsunruhen hoch, und kostete der Scheffel 1 Rth bis 1 Rth 5 Sgr.
Die Kartoffelerndte war, wie immer, schwach. Die Krankheit zeigte sich daran schon, als das Kartoffelkraut in der Blüthe stand. Doch war ihr Ertrag mehr und besser als das Jahr vorher.

In diesem Jahre sind geboren 20, gestorben 11, getraut 10 Paare.

1851
Das Jahr 1851 ist durchweg ein nasses Jahr zu nennen. Der Winter war sehr weichlich, immer Regen, und in Folge dessen kränkelten hier die Leute fast alle. Auch der Frühling und Sommer waren naß und feucht.
Bemerkenswerth ist, daß die Chausee von der Madfelder Schwelge an durchs Dorf bis zum neuen Forsthause endlich in Angriff genommen und gebaut wurde, welches einigen Verdienst unter die Leute brachte; auch die Fortsetzung dieses Weges vom Forsthause bis zum Holz wurde gegen Sommer vom Fiskus gebaut, ist aber pro 1851 nicht fertig geworden.
Am 6ten Juni, am Feste Mariä Heimsuchung, brannte des Abends gegen 8 Uhr das Haus des Vorstehers Anton Finger (genannt Pickert Johann) ab; weil der Wind sehr günstig war, und fast gar nicht wehete, blieb es bei diesem einen Hause. Die Ursache des Feuers hat man nicht entdecken können. Soviel ist gewiß, das Feuer fing an der Abseite über dem Schweinestalle, nach Rheners Hause hin, an zu brennen.
Zu bemerken ist, daß 8 Tage vorher, nämlich am 28sten Juni, am Tage vor dem Feste Petrus und Paulus, zu Fürstenberg 22 Häuser ein Raub der Flammen wurden, welches durch Unvorsichtigkeit der Kinder hergekommen sein soll.
Im Laufe des verflossenen Jahres sind 2 neue Häuser hier gebaut, nämlich, das des Mathias Witteler nebst dem neuen Kirchhofe, und das des Anton Sprenger, zwischen Martin Schlüter (Jostheinrich) und Heinrich Dietz (Dragoners).
In diesem Sommer baute der Friedr. Otto ein zweistöckiges Häuschen neben sein Wohnhaus an die neue Straße, und im Spätherbst richtete der Christian Vagiener ein neues Haus neben August Höttger (Rieksjohannes). Der Sommer war durchweg naß. Wegen des weichen und nassen Winters war der Roggen sehr dünn. Die Sommerfrüchte aber standen sehr gut, besonders das Rauhfutter und der Flachs.
Auch der Herbst war immer naß; deshalb blieb die Erndte zurück, und man mußte das Korn meist halb trocken nach Hause bringen. - Die Kartoffel-Erndte fiel wieder sehr schlecht aus, und da auch der Roggen nicht gut gerathen, so sieht man den kommenden Frühjahr und Sommer ängstlich entgegen, da wieder viel Hunger muß erlitten werden. Die Kriegssteuer pro 1850 belief für den Kreis Büren 25 000 Rth und mußte in diesem Herbste bezahlt werden.
Die Kornpreise waren wie folgt:
Ein Scheffel    

Weitzen 2 Rth 5 Sgr bis 10 Sgr
Roggen 2 Rth bis 2 Rth 5 Sgr
Gerste 1 Rth 15 Sgr bis 17 Sgr
Rauhfutter    1 Rth 25 Sgr
Hafer 20 Sgr bis 23 Sgr.

1852
Das Jahr 1852 fing etwas gelinde an, darauf gab es Frostwetter und Schnee, welcher Mitte Maerz wegging; die Frühjahr war gelinde und meist naß und regnerisch, aber der Sommer war sehr trocken und heiß. Der Roggen stand sehr dünn und schlecht, weil im Herbste 1851 die vielen Schnecken ihn fast abgefressen hatten. Überhaupt haben die Schnecken vielen Schaden gethan. Wegen der großen Dürre und Hitze stand auch das Sommerkorn durchweg dünn und vernothreifte. Die Ernste der Winterfrüchte war deshalb wenig, ebenso die Erndte der Gerste. Hafer war befriedigender. Besonders gut geriethen die Kartoffeln sowohl hinsichtlich der Qualität, als auch der Quantität. Der Herbst war sehr gelinde: Die Roggensaat sehr gut und üppig, so daß sie eine gute Erndte versprach. Bis Februar hin hatten wir immer weiches Wetter, keinen Schnee, meist nicht einmal Frost. Im Monat Juli brannte hier des Morgens gegen 9 Uhr das Haus des Heinrich Kersting, vulgo Nüsen Schuster ab. Wegen schneller Hilfe und Fleiß rettete man den ganzen Stall.
Der Chausee-Bau 1852 von der Schwelge bis zum neuen Försterhause wurde in diesem Jahre vollendet.
Am 29. September 1852 war der neue Kirchhof, an der Südseite des Dorfes auf den sog. Schächten gelegen, nachdem der Platz der katholischen Kirche von der plitischen Gemeinde freiwillig und gern abgetreten und gerichtlich übergeben worden, von dem hochwürdigen Herrn Landdechanten Pfarrer Paschen zu Oesdorf feierlich unter der Theilnahme fast aller hiesiger Einwohner eingeweiht worden. Vorher war ein feierliches Levitenamt, welches oben erwähnter Landdechant celebrierte. Leviten waren der Pfarrer Dalhoff zu Madfeld und Kaplan Funke zu Fürstenberg. Außerdem waren noch an fremden Geistlichen anwesend der Pfarrer Henke von ‚Essentho, der Pfarrer Peiner, Wünnenberg,

1853
Das Jahr 1853 fing an mit großer Kälte und hielt auch noch lange an, hatte ziemlich viel Schnee. Der Frühjahr war im April ganz naß, daß es schwer hielt, die Sommersaat in die Erde zu bestellen; dagegen war der Minath Mai etwas besser. Der Sommer hatte viele gefährliche Gewitter, die an vielen Orten großen Schaden zugefügt haben, im Kreise Brilon sind mehr wie über 16 Tausend Thaler verhagelt, wogegen unsere Ortschaft Bleiwäsche noch von Gott verschont blieb. Auch gab es im Sommer und Herbst viele Mäuse, die besonders in Fürstenberg, Wünnenberg und Leiberg große Schäden an den Früchten zufügten, so auf einigen Ländern fast gar nichts blieb, wogegen unsere Früchte nicht so sehr von dem Unglücke hergenommen wurden. - Das Korn gerieth hier ziemlich wohl, aber die Kartoffeln gab es ganz wenig und wurden auch überall ganz theuer; Flachs gerieth ziemlich gut. - Die Witterung im Herbste war ganz gut, und blieb auch bis in Dezember immer schön, die Kornpreise waren ziemlich hoch um Martin, und stiegen noch immer höher, so daß die geringere Klasse Menschen sehr zu bedauern war, und viele großen Hunger leiden mußten.
Das Scheffel Roggen galt um Martini 1853 3 Rth 2 Sgr, Gerste 2 Rth 2 Sgr 6 Pf, Raufutter 2 Rth 18 Sgr 9 Pf, Hafer 1 Rth 5 Sgr, Weizen 4 Rth, Kartoffeln 1 Rth 5 Sgr.

Bleiwäsche, d. 28 Dezember 1853
Der Vorsteher Scholand

1854
Der Winter in diesem jahre fing mit gelinder Witterung an, und blieb auch bis zum Frühjahre ein gelinder und guter Witer, welcher nicht viel Schnee uns brachte. Der Frühjahr war besonders im Anfang kalt, zuletzt im mai und Juni besonders gut, es blüheten wohl auch Obstbäume hier und da, aber die Blüte wurde von den Raupen verzehrt. - Der Sommer fing mit ganz nasser Witterung an, welche auf von der Hälfte des Sommers fortdauerte, so daß das erste gemähte Gras, welches zu Heu gemacht werden sollte, fast verfaulte und alles schlecht eingebracht wurde. Dagegen war aber die letzte Hälfte des Sommers ganz gut, und brachte uns viele gute Früchte hervor, so daß hier eine ganz gute Ernte gewesen ist, und auch alles so besonders trocken eingebracht wurde. Es gab in diesem Jahre auch vorzüglich gutes Flachs, aber dagegen wenig Kartoffeln, welche anfangs ganz gut aussahen, aber schon im Juli mit Wachsen aufhörten, weil das Kraut auf den Kartoffeln schon alle vertrocknete und mithin ganz wenig gewachsen sind, und auch deswegen eine ganz große Theuerung in unserm Vaterlande herrscht, und der geringere Stand der Menschen großen Hunger entgegen sieht.
Der Herbst war ganz trocken, bis im November, wo schon im November stark der Winter kam, und auch fortdauerte, aber jedoch mit gelinder Kälte. Es sind in diesem Jahre wieder in dem Gemeinde Walde 25 Klafter Scheit- und Knüppelholz gehauen, das Klafter verkauft zu 2 Rth 26 Sgr, und 15 Klafter Reiserholz, verkauft im Durchschnitte pro Klafter zu 12 ½ Sgr. Es wurden auch in diesem Jahre im Orte selbst für 83 Rth Wegearbeiten von hiesiger Gemeinde selbst gemacht, wo die Arbeit von dem Defizit berechnet wird, und ein jeder nach Vermögen die Arbeit leisten muß: auch ist in diesem Herbste ein bedeutendes Unglück an unserer Herde Schafe gekommen, so daß im Monath Dezember von 250 Stück alten Schafen kaum 20 mehr am leben sind, sogar die jungen Lämmer blieben nicht verschont und haben alle die Leber-Krankheit.
Die Kornpreise sind ziemlich hoch, Martini-Markt kostete das Scheffel in Berliner Maß
á Scheffel Weitzen    3 Rth 20 Sgr, Roggen 3 Rth, Gerste 2 Rth 3 Sgr, Rauhfutter 2 Rth 20 Sgr, Hafer 1 Rth 10 Sgr.

Bleiwäsche, 24. Dezember 1854
Der Vorsteher Scholand

1855
Das Jahr 1855 fing mit großer Kälte an, welche auch bis zum Monat März stets fortwährte; der Monat März war von Anfang sehr naß, darauf aber wurde der Frühjahr sehr trocken und kalt, so daß sich vor dem 1sten Juni keine beständige Wärme zeigte; der Sommer in diesem Jahre war sehr naß und Kältewitterung, und mit sehr vielen Gewittern angethan. Die Gewitter kamen sehr häufig, und brachten in vielen Ländern und Orten sehr merkwürdige Schäden hervor, auch in unserer Gegend bei Madfeld, und im Kreise Brilon wurden die Früchte sehr häufig beschädigt, es wurde auch höheren Orts eine Collekte für die Verhagelten im Kreise Brilon genehmigt, und unter die Hagelgeschädigten verteilt. Im Monath Juli und August war fast jeden Tag ein Gewitter, so daß das Heu an vielen Orten verfaulte, und ganz schlecht eingebracht wurde. Der Monath September wurde aber nach einer so sehr betrübten Witterung ganz besonders gut, es zeigte sich hier eine beständige Wärme, welche auch 3 Monathe fortwährte, so daß die Ernte hier so gut eingebracht wurde, wie es in 10 Jahren nicht besser eingebracht war. Die Ernte war auch hier in Bleiwäsche ziemlich gut an Stroh, aber nicht reichlich anKörnern, denn die sämtlichen Früchte waren nicht so reichlich an Körnern wie in den vorigen Jahren, daher auch hier eine große Theuerung entstand; das Flachs war in diesem Jahre nicht viel nützlich, so daß in hiesiger Gemeinde wenigstens für 600 Rth weniger Flachs aufgebracht wurde wie in den vorigen Jahren; auch die Kartoffeln waren in diesem Jahre ganz schlecht gerathen, so daß nur die Hälfte in dieser Gemeinde ihr Auskommen hatten, und die meisten Saatkartoffeln aus ferner Gegend angekauft werden mußten, und daher eine große Hungersnoth unter den geringeren Klassen entstand. Der Herbst war in diesem Jahre bedeutend gut, um Martini fing es an, etwas kalt zu werden, aber bald darauf fing es wieder an, eine ganz gelinde Witterung, welche auch bis Januar 1856 fortwährte.
Es wurden in hiesiger Gemeinde für 160 Rth Wegearbeiten gemacht, nämlich ein Weg i der Gemeinde, welcher vom Brunnen im Orte herauf geht, und im ganz schlechtem Zustand war; die Arbeiten wurden theilweise von den Einwohnern selbst verrichtet, und theilweise mindestfordernd verdungen: im Ganzen wurde die Arbeit nach dem Defizit berechnet, so daß von 6 Monathe Grund- und Klassensteuer gerechnet wurde, und ein Jeder nach Vermögen beizutragen hatte. Es wurde auch in diesem Jahre ein neuer Trog bei dem Gemeinde-Brunnen angeschafft, welcher etwas über 5 Rth kostete.
Es wurde auch in diesem Jahre ein besonders großer Bau an unserem Pastorathe vorgenommen, es wurde der alte Strohdach abgerissen, ganz neue Sparren darauf gesetzt, und Ziegeln für Stroh gelegt, welches ungefähr 70 Rth kostete, aber bald an Brandgelde wieder eingespart wird. Auch ist bemerkenswerth, daß in diesem Jahre ein so großes und gutes Recht, nämlich das Reparaturholz abgelöst wurde, wo ein jeder Holzberechtigter sämtliches Bauholz, eine Eiche groß oder klein, á Stamm 1 Sgr kostete, und auch wenn ein Haus verunglückte, und abbrannte, sämtliches Holz für das Stammgeld erhielt, und jetzt ganz abgelöst wird, und nur eine kleine Geldmasse erhielten. Es ist auch bemerkt, daß im Monath Juni der hiesige Lehrer Rech gestorben ist und im Monat Oktober der Lehrer Schüth hierher definitiv versetzt ist, welcher von der Glasfabrik Siebenstern hierher geschickt wurde.
Die Martini-Kornpreise waren hier:
der Scheffen    

Weitzen 4 Rth 15 Sgr
Roggen  3 Rth 15 Sgr 6 Pf
Gerste  2 Rth 20 Sgr
Bohnen  3 Rth
Hafer 1 Rth 13 Sgr
Kartoffeln 1 Rth 6 Sgr
Erbsen 3 Rth 10 Sgr
1 Pfd. Brot 1 Sgr 3 Pf.

Bleiwäsche, den 23. Juni 1856
Der Vorsteher Scholand

1856
Das Jahr 1856 fing mit ganz gelinder Witterung an, welche auch bis zum Monath März fortwährte, so daß es fast in diesen beiden Monaten ordentlich frierte. Der März fing aber mit ganzer Kälte an, welche auch bis zum 15ten anhielt, danach wieder etwas gelinder wurde. Am Ende März wurde es rauhe und kalte Witterung, welche auch bis zum 27sten April herging. Der Mai fing an mit Regen, und regnete fast jeden Tag, so daß es schwer hielt, die Saatfrüchte in die Erde zu schaffen, und Hunger hervorbrachte. Der Monat Juni fing wieder mit Regen an, und regnete auch jeden Tag, als nur einige Tage vom 16. bis zum 21. Juni, darauf stets Regen bis zum 27sten, da ganz gute Witterung eintraf. Im August war eine günstige Zeit, wo die Früchte in hiesiger Feldmark sehr günstig hervorwuchsen, und das Heu ganz gut eingebracht wurde. Am 14. August entstand ein großes Gewitter, welches durch großen Hagel wie Eimer von den Wolken herab kam, und hier in allen Gärten und Feldfluren die Früchte ganz zerschmetterte, so daß auch kein Stück verschont geblieben ist, und wohl noch mehr wie nur Zwanzig Tausend Thaler von Bleiwäsche in der Viertel Stunde vernichtet wurde, sogar die Fenster-Scheiben wurden hier nicht mehr verschont, und meistentheils zersplittert wurden. Im September war ganz gute Witterung, daß alle Früchte auch trocken eingebracht wurden.
Im Oktober hielt die gute Witterung noch fast immer an, so daß eine ganz schöne Erntezeit war. Im November brach Regenwetter ein, aber mit mäßiger Kälte, und eine ganz günstige Herbstzeit. Der Monat Dezember war etwas kalt, doch mit mäßiger Kälte, und Schnee.
In diesem Jahre wurde auch ein Wegebau gemacht, nämlich von der Gemeinden Brunnen der Weg nach Almen, wozu ein Defizit von 6 monatlichen Grund- und Klassensteuer verwendet wurde, aber ein jeder seinen Betag selbst mit Arbeit verdienen konnte; auch wurde aus hiesiger Gemeinde zwanzig Thaler zu dem Kreiswegebau bezahlt an die Kreiskasse zu Büren.
In diesem Jahre wurde auch eine neue Glocke in die Kirche angeschafft, worauf die alte Glocke wieder zurückgegeben wurde und noch 81 Rth zugeben mußten.
In diesem Jahre war die Ernte bedeutend ganz schlecht wegen des am 14. August erlittenen Hagelschadens, Flachs war beinahe ganz vernichtet, so wie auch sämtliche Früchte. Ale Einwohner waren in Verlegenheit und Noth, wo sie den Lebensunterhalt hernehmen sollten, und die Abgaben zahlen. Allein es wurden Collekten angestellt für hiesige Gemeinde, und der Herr Landrath Freiherr von Brenner machte Rath, daß die hiesigen Einwohner Geld angeliehen konnten aus der Sparkasse zu Büren, allein bei allen wurde noch viele Schulden bei den mehrsten Einwohnern gemacht, welche auch in den ersten fünf Jahren nicht alle wieder getilgt wurden.
Die Martini-Fruchtpreise waren:
Weitzen 3 Rth 20 Sgr, Roggen 2 Rth 24 Sgr, Gerste 1 Rth 29 Sgr, Hafer 1 Rth 3 Sgr, Rauhfutter 2 Rth 10 Sgr, Erbsen 2 Rth 15 Sgr, Kartoffeln 1 Rth 5 Sgr.

Bleiwäsche, den 31. Dezember 1856
Der Vorsteher Scholand
Verordnete: Schumacher, Tacken, Finger

1857
Das Jahr begann mit mäßiger Kälte, welche bis Ende Februar anhielt, während welcher Zeit nur wenig Schnee fiel. Mit dem Monate März stellte sich rauhe Witterung ein, welche, da sie auch noch während der Monate April und Mai fortdauerte, das Wachsen der jungen Saat bedeutend hinderte. Der Sommer brachte trockene Witterung, welche mit Ausnahme einiger Gewitter im Juni und Juli, welche aber bei uns nicht schadeten, bis durch den ganzen Sommer und Herbst anhielt; in Folge dieser sehr großen Hitze von Monathe Juli, August und September reifte das Korn um drei Wochen früher als sonst, und die Dürre bis Dezember anhielt. So machte sich ein empfindlicher Wassermangel bemerkbar, dessen wir jedoch durch unsere Quelle enthoben wurden.
Obgleich die Ernte, sowohl Früchte als Heu, ganz gut eingebracht werden konnte, erlangten doch zumal die Futterkräuter einen hohen Preis, wegen der geringen Quantität. Es kostete:

Heu  1 Rth 15 Sgr
Stroh 25 Sgr
Weizen 2 Rth 20 Sgr
Roggen Scheffel: 1 Rth 25 Sgr
Gerste  Scheffel 1 Rth 21 Sgr
Hafer Scheffel 1 Rth 5 Sgr
Erbsen Scheffel  2 Rth 5 Sgr
Bohnen Scheffel 2 Rth 5 Sgr
Kartoffeln Scheffel   16 Sgr.

Weiterhin ist auch zu bemerken, daß in der Ablösungssache der Brennholz-Berechnungen der Werth der letztere ermittelt: „2/3 des Geldes für die Jahre 1855, 56, 57 der Gemeinde für Kirche, Pastorat, Schule mit 46 Rth 8 Sgr 6 Pf (jährlich 15 Rth 12 Sgr 6 Pf) ausbezahlt wurde.“ - Wegen des im Jahre 1856 erlittenen Hagelschlages zum Betrage von ca. 9000 Rth Schaden wurden vom hohen Ministerium 100 Rth, von Königl. Regierung 387 Rth aus dem Grundsteuer-Fond bewilligt; ferner bekam die Gemeinde 900 Scheffel Roggen aus Minden billig; es gingen auch 369 Rth barem, jeweils 600 Rth an Korn und Kartoffeln ein.
Im Jahre 1856 wurde von Franz Ellebracht ein neues Haus erbaut, wie auch von Anton Tacken eine neue Scheune.
Es wanderte im selben Jahre nach Amerika: 1. H. Höweke mit Frau und 7 Kindern; 2. Ludw. Kaufmann mit Frau und 3 Kindern; 3. zwei Kinder der Familie Pieper; 4. zwei Kinder des sel. Anton Schlömer; 5. ein Sohn des Anton Finger. Im Jahre 1857 wanderte Caspar Becker mit Familie (5) aus.
Gebaut wurde 1857 kein neues Haus; hingegen das Haus des Ludwig Kaufmann Nr. 26 abgebrochen.
In diesem Jahre wurde auch der hiesige Pfarrer Funke nach Vörden versetzt; wir erhielten in der Person des Pastors Wigge einen neuen Pfarrer.
Bemerken wollen wir noch, daß wir am 24. August das Glück hatten, den hochwürdigsten Herrn Bischof Conrad aus Paderborn bei uns zu sehen, welcher bei diesem Besuche die Pfarr-Visitation hielt.
Unglücksfälle haben wir nur einen gehabt, indem ein Fels in einem Steinbruche des königl. Forstes beim Hohenstein durch Einstürzen des Bruchs Arm und ein Bein zerschmettert wurde.
Für den Kreiswegebau bezahlte die hiesige Gemeinde 20 Rth.

Im Jahre 1857 sind
geboren    16,
gestorben    9,
getraut        4.

Bleiwäsche, den 15ten August 1858

Der Amtmann Brunnstein        Mathias Witteler
                    Heinrich Schumacher
Wigge, Pfarrer            August Hötger
                    S. Wiggen
                    Finger

1858
Das Jahr 1858 fing mit mäßiger Kälte an, was auch bis in Februar fortdauerte. Der Februar fing mit stürmischer Witterung an, folgte große Kälte und trockene Witterung, welche bis März anhielt. Der März fing mit großer Kälte an, vom 5. bis zum 10. war ein heftiger Sturmwind, und gab viel Schnee, welcher auf einigen Stellen 5 bis 6 Fuß hoch war.
Der April war ganz rau und kalt bis am 15ten, da etwas gelinde Witterung eintrat. Vom 25. bis zum Ende wieder kalt.
Der Mai war überall trocken und große Dürre, so daß die Früchte in Gefahr standen; dagegen aber fing der Juni mit warmer Witterung an, war aber stets trocken, und wuchs wenig hervor.
Juli fing mit Regenwetter an, welches auch bis den 20. anhielt, am Ende dieses Monaths war es rauh und kalt.
August fing ebenfalls mit rauher und nasser Witterung an, am 10. wurde warme und trockene Witterung bis zum 20sten, da es wieder Regenwetter gab, bis am 9. Septeember, und von da ab gab es ganz günstige Witterung, so daß alle Früchte ganz trocken und gut eingebracht wurden, und ein ganzer guter Herbst war.
Der Oktober war von Anfang schön bis zu Ende, und der neue Samen wuchs ganz schön empor. In November brach schon frühzeitig ganz große Kälte ein, welches mit Frost und Schnee 3 Wochen lang fortdauerte, dagegen aber im Dezember wieder gelindes Tauwetter gab und auch bis zu Ende anhielt.
Das Jahr 1858 war von Anfang ein ganz guter Winter, hatte wenig Schnee, welches für die hiesigen Tagelöhner eine große Wohlthat war, indem sie täglich auf der neuen Chaussee, welche von Madfeld nach Almen geht, immer arbeiten konnten, und sich den Lebensunterhalt hier selbst verschaffen konnten.
Der Frühling zeigte sich anfangs ganz schlecht, und man hoffte, es würde eine ganz schlechte Ernte geben, weil alle Garten- und Feldfrüchte sehr langsam hervorwuchsen, allein der Beherrscher der Welt hatte es aus unerforschlichen Gründen ganz anders beschlossen. Der Sommer fing mit gedeihlichem Regen an, wodurch die Früchte erquickt wurden, so daß man einer guten Ernte entgegen sah. Das Heu gab hier ganz wenig, und es wurde auch an vielen Orten wegen der nassen Witterung faul eingebracht, so daß das Zentner Heu an vielen Orten 1 Rth 15 Sgr kostete.
Die Zeit der übrigen Ernte kam, und auch die freudige Hoffnung, daß man Roggen, Gerste und Hafer in großer Menge empfing, und auch reichlich an Ähren war, dagegen aber das Rauhfutter und Flachs, was hier sonst so gedeihlich ist, ganz schlecht ausgefallen ist, und gleich anfangs im Aufgehen durch die Erdflöhe gefressen wurde.
Die Kartoffeln-Ernte war in diesem Jahre ganz bedeutend gut, so daß Reiche und Arme für sich genug erhielten.
Am 22. Juni wurde das Haus Nr. 33 des Martin Schlüter abgebrochen, und nach Helmern verkauft, und die Familie des M. Schlüters zog von hier nach Marsberg. Im Monath September baute der Johann Höing eine neue massive Scheune. Es wurde in diesem Jahre 130 Ruthen Wege gebaut, und zwar in der Madfelder Feldmark, wo aber die betroffenen Grundstücke an diesem Wege alle nach Bleiwäsche gehören, und zwar für 160 Rth, es aber einem Jeden freistand, diese Wegebau-Arbeit selbst zu thun. Die Wegebaukosten wurden nach dem Defizit berechnet, die Gemeinde Bleiwäsche zahlt auch jährlich für Kreis-Wegebau 20 Rth, und 16 Rth für Kreis-Kriegssteuer; auch hat die hiesige Gemeinde die 1856 empfangenen 200 Scheffel Roggen an Minden mit 423 Rth 20 Sgr jetzt wieder bezahlt.
Im Jahre 1858 wurde hier mit Genehmigung des hochw. General-Vikariats die Einrichtung getroffen, daß an Sonn- und Feiertagen vom Herrn Pastor eine Frühmesse gelesen wird, damit alle Einwohner dem Gottesdienste beiwohnen können. Die Kosten ad 40 Rth, wovon der Herr Pastor 35 Rth erhält und der Küster 5 Rth, werden auf Familien und Personen verteilt.
Nach der am 3. Dezember 1858 aufgenommenen Volkszählung betrug die Einwohnerzahl 653, wovon 330 männlichen und 323 weiblichen Geschlechts; die Zahl der Familien 128. Der Viehbestand war 56 Pferde und 14 Füllen, 5 Esel, 1 Bullen, 15 Zugochsen, 106 Kühe und 39 Stück Jungvieh, 105 Schafe, 53 Ziegen und 109 Schweine.

Die Martini-Kornpreise waren:

Weitzen 2 Rth 20 Sgr    pro Scheffel,
Roggen   1 Rth 27 Sgr,
Gerste   1 Rth 22 Sgr, 6 Pf,
Rauhfutter 2 Rth 20 Sgr,
Hafer  1 Rth   5 Sgr,
Kartoffeln  12 Sgr 6 Pf.

Im Jahre 1858 sind in hiesiger Pfarrei

geboren und getauft   29
getraut    7
gestorben  19.

Bleiwäsche, den 3. Januar 1859

Der Pfarrer Wigge, der Vorsteher Scholand, der Amtmann Brunnstein,
der Gemeinde-Rath Heinrich Schumacher, Mathias Witteler, August Hötger, S. Wiggen, Finger.

1859
Das Jahr 1859 fing mit gelinder Witterung an, welches auch den ganzen Winter fortdauerte, es gab wenig Frost und Schnee, daß wegen der nassen Witterung hier das Deputat-Holz nicht nach Hause geschafft werden konnte, und theilweise aus den Schlägen gerückt werden mußte, und in dem Sommer nach Hause gefahren wurde.
Der Frühling fing ebenfalls mit Regen an, und zeigte sich vor dem Monath März keine beständige Witterung. Der März aber brachte schöne und trockene Witterung, und es wuchs alles gedeihlich hervor. Der sommer fing mit großer Hitze an, es gab große Dürre, welches auch lange fortdauerte, so daß die Sommerfrüchte teilweise vertrockneten, und keine Aehren hervorbrachten, und man hier einer schlechten Ernte entgegensah. Es wuchs hier wenig Hafer, Gerste und Rauhfutter, Roggen gab es ziemlich viel an Stroh, aber sehr wenig an Korn, so daß man aus 20 Gebunde nur 1 Scheffel bekam, und nur die Hälfte gegen die früheren Jahre gab. Flachs ist fast gar nicht gewachsen, Kartoffeln mittelmäßig. Es gab aber viel Heu, Klee und Grumet, welches viel reichlicher ausfiel als die vorigen Jahre. Der Hebst war anfangs nasse Witterung, es fiel aber bald wieder trockene und schöne Witterung ein, und wurde die Ernte ganz gur eingebracht.

Krieges-Ereignisse

Es herrschte auch in diesem Jahre viele Unruhe in Italien, der Krieg brach aus zwischen Oesterreich und Frankreich, welche mit ihren Krieges-Heeren in Italien zogen, und dort mehrere Schlachten schlugen, und viele Tausende Soldaten ein Opfer des Todes wurden. Auch in unserm Vaterlande wurden 6 Armee-Corps mobilgemacht, und wurden sämtliche Reserve und Landwehr zur Fahne einberufen, aber es geschah doch, daß Gott der Ällmächtige es so lenkte, daß binnen 2 Monathen der leibe Friede wieder mit Frankreich und Oesterreich geschlossen wurde, und die Landwehr und Reserve wieder entlassen wurde.
In diesem Jahre wurde das Dorf Bleiwäsche mit 2 Häusern vergrößert, es wurde nämlich das Haus der Wittwe Heinrich Scholand Nr. 107 gebaut, und das Haus des Friedrich Wilhelm Steuber 108. Auch hatte die Gemarkschaft in Ramsbeck das Glück, daß sie in den Bleigruben in Bleiwäsche, worin sie schon längere Jahre gearbeitet hatten, und noch nicht gefunden, und in diesem Jahre schon über einhunderttausend Zentner Blei-Erze gefunden, und nach Ramsbeck gefahren sind. Am 30. Dezember dieses Jahres befand es sich, daß des Abends um 6 Uhr eine Grube einstürzte, und ein Mann aus Thülen Kreises Brilon sogleich zu Tode fiel.
In diesem Jahre wurde von hiesiger Gemeinde für 150 Rth Wegearbeiten im Orte gemacht, was einem jeden Einwohner freistand, diese Wegearbeiten in Natura abzuleisten, und wurde der Betrag auf 6 Monathe Grund- und Classensteuer berechnet. Auch zahlte die hiesige Gemeinde an Kreis- Wegebau-Lasten 10 Rth und an Kreis-Kriegssteuer 20 Rth, und an Gemeindeabgaben oder an Defizit 168 Rth, ein Betrag auf sechsmonathlicher Grund- und Classensteuer.
Die Martini-Kornpreise pro 1859 waren

Weitzen 2 Rth 20 Sgr    pro Scheffel,
Roggen 2 Rth   7 Sgr,
Gerste 1 Rth 20 Sgr, 6 Pf,
Rauhfutter 2 Rth 10 Sgr,
Hafer     1 Rth   2 Sgr,
Kartoffeln 20 Sgr 6 Pf.

 Im Jahre 1859 sind in hiesiger Pfarrei

 geboren und getauft  26
 getraut       12
 gestorben  13.

Bleiwäsche, den 31. Dezember 1859

Der Pfarrer Wigge, der Vorsteher Scholand, der Amtmann Brunnstein,
der Gemeinde-Rath Wiggen, Mat. Witteler, Aug. Hötger, Joh. Finger, Heinr. Schumacher, Math. Tacken.