„Das Blei aus Bleiwäsche ist früher sogar bis nach Rom verkauft worden. Dort ist es zum Bau von Gebäuden und Kirchen gebraucht worden.“

In das Reich der Mythen und Sagen verorteten Wissenschaftler und Historiker diese Aussage eher, die häufig von älteren Bleiwäscher Einwohnern berichtet wurde. Wie richtig diese Erzählungen jedoch sind, konnte nun durch den Fund eines 1,8 kg schweren Bleibarrenfragments bei Bleiwäsche bestätigt werden. Nach eingehender Untersuchung und chemischer Analyse im Labor für Archäometallurgie am Bergbaumuseum in Bochum, konnte es eindeutig als Teil eines römischen Großbleibarrens identifiziert werden, welcher in einem Vorgängerort von Bleiwäsche aus heimischem Bleierz hergestellt worden ist. Viele Funde aus dem Umfeld des Barrenfragments sprechen dafür, dass der Bleibergbau von den Römern in vorchristlicher Zeit initiiert und von der einheimischen Bevölkerung nach der Varusschlacht fortgeführt wurde. Da die „Germanen“ keinen eigenen Bedarf an Blei hatten, ist sicher davon auszugehen, dass das vor Ort produzierte Blei an die Römer verkauft wurde.

Im Rahmen des Projekts „Corpus Of Roman Lead Ingots“ wurden bisher rund 2250 römische Großbarren erfasst, um mehr über ihre Herkunft, chemische Zusammensetzung, Inschriften und über antike Handelsbeziehungen zu erfahren. Bei diesen Barren handelt es sich häufig um Exemplare, die auf dem Transport, aus den Provinzen nach Rom, verloren gegangen sind. Einige von ihnen tragen die Inschrift Plumbum Germanicum – Blei aus Germanien. Mit dem neu aufgefundenen Exemplar und dem seltenen Umstand, dass das Fragment unmittelbar an seinem Herstellungsort geborgen werden konnte, rückt nun die Bleiwäscher Bleierzlagerstätte als ein Herkunftsort für Plumbum Germanicum erneut in den Fokus der Forschung.

Nachdem in der Vergangenheit zahlreiche den „Germanen“ zugeschriebene Kleinbleibarren bei Bleiwäsche und auf der Briloner Hochfläche gefunden wurden, zeichnet sich nun ab, dass auch römische Großbarren mit einem Gewicht von bis zu 50 kg im antiken Bleiwäscher Revier produziert worden sind. Somit ist der Bleiwäscher Bleibergbau mit 2000 bis 2100 Jahren nachweislich einer der ältesten in ganz Deutschland und eine mündliche Überlieferung der Bleiwäscher Bevölkerung bestätigt.